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Ursachen einer Legasthenie

Wie entsteht eine Legasthenie? Welche Ursachen liegen einer Legasthenie zugrunde? Im Folgenden erfahren Sie, warum es gar nicht so einfach ist, konkrete Ursachen zu ermitteln und warum die Förderung wichtiger ist als die Ursachenforschung. Um direkt zu dem jeweiligen Textabschnitt zu gelangen, klicken Sie auf den entsprechenden Link.

Wie entsteht eine Legasthenie?

Wissenschaftler sind sich nicht einig

Sonderfall ADHS und ADS

Spezielle Diagnostik

Förderung statt Ursachenforschung

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Wie entsteht eine Legasthenie?

Die Symptome von Legasthenie bzw. LRS lassen sich klar benennen: Betroffene haben Schwierigkeiten beim Schreiben und/oder Lesen. Sie lesen langsam, stockend und haben Probleme, den Sinn eines Textes zu verstehen. Außerdem machen sie viele Rechtschreibfehler, auch in Wörtern, die sie bereits häufig geübt haben.

Schon vor mehr als 100 Jahren entdeckte man, dass manche Kinder sich mit dem Erlernen des Lesens und Schreibens besonders schwer tun. Entsprechend lange versucht man bereits, die Ursachen für die Probleme mit der Schriftsprache zu ermitteln. In den vergangenen Jahrzehnten wurden unterschiedliche Ansätze diskutiert.

Wissenschaftler sind sich nicht einig

Die Wissenschaft konnte bislang keine eindeutige Antwort darauf geben, was die Ursache für Legasthenie ist. Genetische Gründe werden von einigen Wissenschaftlern als Ursache angenommen, weil Legasthenie besonders oft bei Personen auftritt, deren nahe Verwandte ebenfalls an Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten leiden.

Höhere Wahrscheinlichkeit bei Jungen

Außerdem leiden Jungen häufiger an Legasthenie oder LRS als Mädchen. Daraus lässt sich zwar ableiten, dass Jungen ein erhöhtes Risiko aufweisen, eine Lese- und Rechtschreibproblematik bis hin zum Legastheniker zu entwickeln, über die Ursachen für Legasthenie kann dieser Zusammenhang allein aber keinen Aufschluss geben. Eine Theorie besagt, dass bei Legasthenikern in bestimmten Regionen des Gehirns Störungen bei der phonologischen Informationsverarbeitung vorliegen, die schließlich zu Legasthenie bzw. LRS führen. Viele Eltern vermuten Seh- oder Hörprobleme hinter den Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten ihres Kindes. Dies ist allerdings nur äußerst selten wirklich die Ursache.

Die Diskussionen um mögliche Ursachen der Legasthenie dauern innerhalb der Wissenschaft an. Einig sind sich die Wissenschaftler nur darüber, dass bei der Entstehung von Legasthenie wahrscheinlich mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Sicher ist auch, dass mangelnde Förderung, Unterrichtsstörungen und -ausfälle sowie ein tatsächlicher oder empfundener Leistungsdruck die Symptome der Legasthenie verstärken können. Ein verständnisvoller Umgang von Eltern und Lehrern, der die Probleme der Betroffenen wahrnimmt und ihnen unterstützend begegnet, ist deshalb sehr wichtig. 

Sonderfall ADHS und ADS

Kinder mit ADS oder ADHS leiden besonders oft auch an Problemen beim Lesen und Schreiben. Die Vermutung liegt nahe, dass die Legasthenie hier die Folge mangelnder Konzentrationsfähigkeit ist. Meist ist jedoch nicht sicher festzustellen, ob die Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten die Folge oder sogar die Ursache von Konzentrationsproblemen und Verhaltensauffälligkeiten sind. Die Entstehung einer ausgeprägten Schulangst verbunden mit einem geringen Selbstwertgefühl ist im Rahmen einer Legasthenie oder LRS nicht selten. Die Folge kann neben Konzentrationsstörungen Zurückgezogenheit, aber auch aggressives bzw. impulsives Verhalten sein, das dann mit ADS oder ADHS verwechselt wird.

Spezielle Diagnostik

Betroffenen helfen Theorien zu möglichen Ursachen nicht weiter. Zwar wäre es für Betroffene interessant, die Umstände zu erfahren, die bei ihnen zur Entstehung der Legasthenie bzw. LRS geführt haben, an ihrer Situation würde dies jedoch nichts ändern. Studien haben ergeben, dass eine pädagogische Therapie bei allen wirkt, die von Legasthenie oder LRS betroffen sind, und zwar unabhängig von möglichen Ursachen.

Es ist erwiesen, dass Legastheniker bestimmte Lernschritte des Schriftspracherwerbs nicht richtig vollzogen haben. Diese müssen systematisch nachgeholt werden. Insofern sind die nicht vollzogenen Lernschritte die einzige "Ursache", die für Legastheniker von Bedeutung ist. Erforderlich ist deshalb eine gewissenhafte Diagnose mithilfe eines diagnostischen Rechtschreibtests, der genau ermittelt, in welchen Bereichen ein Betroffener Schwierigkeiten hat. So kann eine Therapie exakt auf seine Bedürfnisse abgestimmt und effizient gestaltet werden.

Etliche andere diagnostische Instrumente einzusetzen und beispielsweise Intelligenztests durchzuführen, ist hingegen nicht zielführend. Sie belasten die Betroffenen unnötig und geben ihnen erst recht das Gefühl, an einer Störung, einer Krankheit oder Behinderung zu leiden, an der sich ohnehin nichts ändern lässt. Auch genetische oder familiäre Hintergründe zu erforschen oder im Gehirn die Ursache hinter dieser Ursache zu suchen, führt derzeit zu keinem Ergebnis. Stattdessen geht dadurch wertvolle Zeit verloren, in der bereits mit der Beseitigung der Schwierigkeiten begonnen werden könnte.

Förderung statt Ursachenforschung

Statt Ursachenforschung zu betreiben, sollte deshalb schnellstmöglich mit einer Therapie begonnen werden, die die Probleme beim Lesen und Schreiben nachhaltig beseitigt. Legasthenie ist keine "Störung", der man hilflos ausgeliefert ist, sondern eine Schwierigkeit, gegen die man etwas tun kann.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Legasthenie bzw. LRS benötigen eine pädagogische Förderung, bei der sie nicht vollzogene Lernschritte unter Anleitung von Experten nachholen. Auf diese Weise lassen sich ihre Probleme beseitigen und es ist möglich, dass lese-rechtschreibschwache Kinder schließlich solide oder sogar gute Rechtschreibleistungen erbringen. So eröffnet sich Legasthenikern eine positive Perspektive für  ihre schulische, berufliche und auch persönliche Zukunft.