Katharina Marth – LOS Wiener Neustadt

Wie sah Ihr beruflicher Werdegang aus?

Die Arbeit mit Kindern hat mir schon frühzeitig große Freude bereitet. Bereits als Jugendliche habe ich meine Mutter in die nahe gelegene Volksschule begleitet, um im Unterricht mitzuwirken und die Kinder beim Lernen zu unterstützen. Nach der Matura im kaufmännischen Bereich beschloss ich aufgrund meiner offenen und kommunikativen Art, das Studium der Psychologie zu beginnen. 

Durch mein Praktikum in der Ambulanz der Interdisziplinären Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychosomatik im AKH Wien wurde ich das erste Mal auf die LRS-Problematik aufmerksam. Während meiner Praxistätigkeit sammelte ich wertvolle Erfahrungen im Umgang mit der Thematik sowie in der Diagnostik von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und Rechtschreibstörungen, Aufmerksamkeitsdefiziten und kognitiven Beeinträchtigungen. Angespornt durch die Einblicke in das Arbeitsfeld der klinischen Psychologie, war ich fest davon überzeugt, in diesem Bereich tätig zu werden. 

Wie kamen Sie von der Psychologie zu LOS?

Im Laufe meiner Recherchen machte mich eine Studentenkollegin auf das LOS Wiener Neustadt aufmerksam. Kurz darauf bewarb ich mich dort als LOS-Pädagogin und durfte fortan als Gruppenleiterin mein Wissen im Bereich Legasthenie, LRS sowie ADHS ausweiten. Durch das ausgeklügelte Fördermaterial gelang mir die Einarbeitung in die LOS-Methode recht zügig. Vor allem aber beeindruckten mich die stetig wachsenden Therapie-Erfolge der Kinder und Jugendlichen. Schon nach kurzer Zeit waren bei den Kindern erste Fortschritte ersichtlich und somit stiegen auch Motivation und Leistungsbereitschaft.

Als die frühere Leiterin im Herbst 2015 auf mich zukam und mir das LOS Wiener Neustadt zum Kauf anbot,  fühlte ich mich gleichermaßen geehrt wie überfordert. Einerseits spiegelte dieses Angebot all meine Träume und Hoffnungen wieder, ein eigenes Institut zu leiten, andererseits verspürte ich sehr große Unsicherheit. War ich bereit, ein eigenes Unternehmen zu leiten, die Verantwortung voll und ganz zu tragen? Würden mich die Eltern als neue Leiterin akzeptieren? Könnte ich mit den Konsequenzen leben, falls meine Unternehmung nicht funktioniert? Wo würde ich das nötige Geld für die Übernahme herbekommen? 

Nachdem ich eine Nacht über das Angebot geschlafen hatte, war mir klar, dass ich diese Chance nutzen musste. In den Folgetagen vereinbarte ich einige Termine mit Banken und erkundigte mich bzgl. Kreditkonditionen. 

Als mein Lebensgefährte bemerkte, wie wichtig mir diese Unternehmung war, bot auch er mir die Möglichkeit eines Privatdarlehens an. Schritt für Schritt kam ich meinem Ziel näher. Und sogar meine Eltern ließen sich von meiner Idee eines eigenen Instituts überzeugen. Zu guter Letzt gelang es tatsächlich, die Summe für die Übernahme des LOS Wiener Neustadt aufzutreiben. 

Wie ging es nach der Übernahme des LOS weiter?

Nach der Übernahme gab es einiges zu erledigen. Im Sommer 2016 verbrachte ich viele „staubige“ Stunden im LOS. Ich musterte abgelebtes Mobiliar aus, erneuerte die komplette PC-Ausstattung, malte abgegriffene Wände aus, sorgte für neue Whiteboards und brachte passende Deko-Elemente an. Im September 2016 war es dann so weit: Das LOS Wiener Neustadt erstrahlte in neuem Glanz. Ich startete mit 57 Kindern in mein erstes Geschäftsjahr. In den darauffolgenden Monaten stieg die Kinderanzahl nur langsam an. Anfänglich war ich besorgt und bangte um das Vorankommen des Unternehmens. Hilfestellung erhielt ich von der Dienst!AG. Rasch war durch die engmaschige Betreuung das kleine Tief überwunden. Im Allgemeinen empfand ich die Betreuung durch die Dienst!AG stets als sehr wertvoll. Viele Steine konnten bereits im Vorfeld, durch die langjährige Erfahrung des LOS-Verbundes, aus dem Weg geräumt werden. Mittlerweile werden durchschnittlich 90 Kinder im LOS Wiener Neustadt gefördert. Tendenz steigend. 

Wie sehen Sie Ihre Tätigkeit als Institutsleiterin im LOS heute?

Die Übernahme des LOS Wiener Neustadt hat mein Leben in vielerlei Hinsicht verändert. 

Das Tätigkeitsfeld einer Institutsleiterin ist abwechslungsreich und erfüllend. Auch meine Persönlichkeit profitiert von den Veränderungen. Die neuen Herausforderungen spornen mich zu Höchstleistungen an. Ich bin selbstbewusster denn je und packe Gelegenheiten beim Schopf. Durch Einsatzbereitschaft und Engagement ist es mir innerhalb eines Jahres gelungen, das LOS Wiener Neustadt gemeinsam mit dem Verbund zu stärken und zu neuem Leben zu erwecken. 

Ich freue mich sehr über die positiven Entwicklungen des Instituts und bin überaus stolz, mit meinem jungen und dynamischen Pädagogen-Team vielen Kindern und Jugendlichen bei der Bewältigung ihrer Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten nachhaltig helfen zu dürfen.